Grüne Zukunft für Erasmus+

Die ambitionierten Pläne der Europäischen Union zur Klimarettung werden auf das beliebte Bildungsprogramm ausgeweitet – nicht nur durch umweltfreundliches Reisen.

Die Corona-Pandemie hat auch den Ablauf von Erasmus+ in vielen betroffenen Gastländern ins Stocken gebrachtDer Impuls eine Auslandserfahrung zu machen, ist für viele Auszubildende aber ungebrochen. Der Neustart der erfolgreichen Bildungsinitiative, die in den vergangenen 30 Jahren mehr als 4,5 Millionen EuropäerInnen bewegt hat, soll das Ziel einer klimaneutralen Union bis 2050 unterstützen. Künftige Generationen müssen trotz der COVID-Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft, die Chance haben Europa zu erleben und das klimafreundlich. 

 

Alles, außer Flugzeug

Derzeit wird errechnet, welchen ökologischen Fußabdruck Erasmus+ hinterlässt und wie dieser reduziert werden kann. Die erste Klimamaßnahme liegt auf der Hand: den tausenden Reisenden einen Anreiz bieten auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. Anlässlich des Europäischen Jahres der Eisenbahn 2021 soll es Vorzugstarife bei Bahn- aber auch Busunternehmen geben. Insbesondere der Europäische Studierendenausweis wird bereits nächstes Jahr den ProgrammteilnehmerInnen über die Erasmus-App viele Vorteile bieten und mit möglichst papierlosem Ablauf zusätzlich Müll vermeiden. Ab 2025 sollen die Angebote und Rabatte allen Studierenden zu Verfügung stehen. 

 

In Europa verlieben 

Den Austausch „nur“ virtuell zu erleben, soll langfristig kein Ersatz für die Mobilität sein. Nicht zuletzt, weil auch Online-Technologien einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck hinterlassen. Online-Angebote können nicht die essenzielle Erfahrung von Erasmus+ wiedergeben. Es geht nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um eine ganzheitliche Erweiterung des eigenen Horizonts. Woanders sein, Neues kennenlernen, andere Kulturen entdecken – am eigenen Leib spüren, was Europa sein kann. Das ist wichtig für die Zukunft der Europäischen Union, besonders in Zeiten des Rechtsrucks in einigen Mitgliedstaaten. Die Erasmus-AbsolventInnen werden zu BotschafterInnen für Europa.  

Öko-Forschung fördern 

Im Ausschuss für Kultur und Bildung setze ich mich für die Förderung von Lehre und Forschung zu Umweltthemen an den Hochschulen einum möglichst viele Fachkräfte für nachhaltige Entwicklung auszubildenEuropa allein kann das Klima nicht retten, aber durch Forschung und Innovationen können wir den globalen Fortschritt für den Klimaschutz antreiben und damit nicht nur die Umwelt für die nächsten Generationen erhalten, sondern sogar wirtschaftlich davon profitieren, auch für Schulen fordere ich mehr Unterstützung für Projekte zum Klimawandel und zur Nachhaltigkeit.  

Ohne Marie  

Neben klimapolitischen Änderungen hat die geplante Inklusion von FacharbeiterInnen und die Verdopplung der TeilnehmerInnenzahl Priorität. All diese Maßnahmen kosten Geld. Die angekündigten Kürzungen für Erasmus+ im nächsten langfristigen Haushalt sind deshalb undenkbar. Ohne Nachverhandlungen des Etats im Bildungssektor werde ich dem EU-Budget im Europäischen Parlament nicht zustimmen. Keines der Bildungsziele kann mit dem gekürzten Budgetentwurf erreicht werden. Schon gar nicht die geplante Schaffung eines europäischen Bildungsraums, der die Ausbildungsniveaus zwischen den Mitgliedstaaten angleichen soll. Auch die geplante Plattform für erfolgreiche Bildungsprojekte in Zusammenhang mit der COVID-19- Krise oder das ambitionierte Projekt einer europäischen Online-Universität würden in weite Ferne rücken. Die Sparpläne betreffen auch die Mobilitätsprogramme „Kreatives Europa“ und das Europäische Solidaritätskorps, der soziale Freiwilligendienst Europas. Diese Programme sind ein wichtiges Herzstück der Union. Sie machen die manchmal fernwirkende Europäische Union begreifbar und bringen die Staaten näher zusammen.  

10 Prozent für Bildung 

Das EU-Parlament setzt sich dafür ein, dass 10 Prozent der Gelder aus dem Wiederaufbaufonds in den Bildungssektor investiert werden. Das kann aber nur eine erste Maßnahme sein. Die Bildungsprobleme sollen nicht nur da und dort notdürftig abgemildert werdenweshalb auch die Mitgliedstaaten langfristig mindestens 10 Prozent ihres BIP der Bildung widmen sollen. Damit wären echte Reformen möglich. Die langfristige Förderung für ein geeintes Europa muss über dem Trend zum Feilschen um jeden Preis stehen, wie er von den Regierungschefs bei den Budgetverhandlungen zum mehrjährigen Finanzrahmen demonstriert wurde: Die Europäische Union ist mehr als eine Handelsunion, das sollte auch in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht vergessen werden. Deshalb muss in gut ausgebildete Europäerinnen und Europäer investieren werden, denn sie sind das größte Kapital der Union. 

 

Hannes Heide, geboren 1966 in Bad Ischl, ist seit 2019 Abgeordneter der S&D-Fraktion im Europäischen Parlament. Zuvor war er Bürgermeister von Bad Ischl und in der PR- und Kulturszene tätig, unter anderem als Tournee-Manager für Hubert von Goisern. In Brüssel engagiert er sich für Kultur & Bildung, sowie die Regionalentwicklung, die Korruptionsbekämpfung und die europäischen Verbindungen zu Afrika und den karibischen Staaten. 

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