Leben, Industrie, Natur, Zukunft = LINZ

Leben, Industrie, Natur, Zukunft = LINZ

BRUNO bat um meine Vision für Linz. Aber was schreibt man als Vision für eine Stadt, mit deren
Entwicklung man dank vorausschauend agierender Vorgängergenerationen sehr zufrieden ist?
Andere mögen den Neustart proklamieren. Ich sage: weiter wie bisher – und besser!

Linz ist meine Heimatstadt, seit ich 1974 hier geboren wurde. Aufgewachsen zuerst in Auhof in einer GWG Wohnung, habe ich von Kindesbeinen an mitverfolgen können, wie sich Linz in den letzten 50 Jahren positiv entwickelt hat. Das Universitätsviertel war noch im Entstehen begriffen, nachdem die Johannes Kepler Universität selbst erst acht Jahre zuvor feierlich eröffnet wurde. Von der Kulturhauptstadt war in dieser Zeit ebenfalls wenig zu merken, das Brucknerhaus hatte erst im März 1974 den offiziellen Betrieb aufgenommen. Die Industrie war damals wie heute das Rückgrat der Stadt, wobei sich das in den 1970er und 1980er Jahren noch durch schlechte Luftverhältnisse und eine besonders ausgeprägte Abhängigkeit von den Industriearbeitsplätzen bemerkbar machte. Das wurde vor allem in den Krisenjahren der Industrie ab Mitte der 1980er spürbar.

Aus Krise gelernt
Wenn ich aus diesen Kindheits- und Jugendtagen etwas mitgenommen habe, dann die Tatsache, dass Linz aus Krisen stets gelernt hat, stärker – und etwa im Fall der Industriekrise sauberer - daraus hervorgegangen ist. Und, dass unsere Stadt die Krisen nicht an jenen ausgelassen hat, die es ohnedies schon schwerer im Leben hatten. Gute Bedingungen und Chancengleichheit für alle zu schaffen, die in unserer Stadt leben und arbeiten, das zeichnete Linz in meinen Augen immer aus, und dafür will ich auch weiterhin eintreten.


Wohnen und Bildung
Dazu bedarf es zunächst einmal zweier Grundpfeiler: leistbaren Wohnraum und Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, von der Elementarpädagogik bis zur akademischen Ausbildung. Mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern stellen wir sicher, dass sich die Mieten in Linz halbwegs moderat entwickeln. Das ist wichtig, da rund zwei Drittel der Linzerinnen und Linzer zur Miete wohnen. Um insbesondere den gemeinnützigen Wohnbau vorantreiben zu können, hoffe ich zunächst auf neue, zielgerichtete Wohnbauregelungen auf Bundesebene und eine auch dadurch verbesserte Wohnbauförderung des Landes. Dennoch können wir stolz sein, dass wir durch die gute Planung mit den Gemeinnützigen und dank der Linz AG mit den im Landeshauptstädtevergleich günstigsten Gebühren für Müll, Wasser und Abwasser die Wohnkosten besser als anderswo im Zaum halten können. Besser als anderswo sind auch die Bildungschancen in Linz. Das beginnt mit unserem Versprechen, jedem Kind ab dem 3. Lebensjahr einen Kindergartenplatz zu garantieren. Keine leichte Aufgabe, aber wir erfüllen sie seit Jahren, daran will ich festhalten. Der Mangel an Pädagog:innen ist dabei eine Herausforderung, viel größer noch im Schulwesen, dort brauchtes mehr politische Anstrengung. Der Universitätsstandort wird weiterentwickelt, die so genannte „Digital-Uni“ kommt nach Linz, freilich anders als geplant noch stärker im Einvernehmen mit kooperationswilligen Betrieben und im Einklang mit der Natur.


Industrie und Natur
Mit der Entscheidung, das Verfahren zur Umwidmung im Grüngürtel bei Linz-Auhof für die Digitaluni IT:U aufgrund äußerst schwerwiegender Bedenken des Naturschutzes zu stoppen, habe ich deutlich gemacht, dass mir der Erhalt unserer Naturräume ein Anliegen ist. Die Stadtfläche von Linz ist immer noch rund zu Hälfte als Grünland gewidmet. Das soll auch weitgehend so bleiben, denn das trägt wesentlich zur Lebensqualität der Linzerinnen und Linzer. Zugleich muss es uns gelingen, den Industriestandort zu erhalten, denn daran hängen viele Arbeitsplätze. Sie sind die Grundlage für unser gutes soziales Netz, das ich erhalten will, für unsere Gesundheitsversorgung, die ich stärken will, und für den Wohlstand der Menschen in der Stadt und im Land. Um den Industriestandort zukunftsfit abzusichern, will ich die von meinem Vorgänger begonnenen Anstrengungen in Richtung klimaneutraler Stadt intensivieren. Als Stadt wollen wir dazu mit einer Photovoltaikoffensive und einem neuen Kreislaufwirtschaftskonzept einen zentralen Beitrag leisten.


Zusammenleben und Kultur
Die Erfolge der Vergangenheit und die breiten Schultern, auf denen wir heute stehen können, hängen unmittelbar mit der weltoffenen und solidarischen Haltung in unserer Stadt zusammen. Offenheit gegenüber verschiedenen Kulturen und Arten von Kultur – in meiner Jugendzeit sind Kulturinstitutionen wie der Posthof, die Stadtwerkstatt oder die KAPU entstanden und
gewachsen – will ich auch weiterhin forcieren. Kooperationen mit anderen, etwa dem Land und dem Bund, sind willkommen, sofern sie eine eigenständige, urbane Kulturposition respektieren und ermöglichen. Respekt ist mir auch in einem anderen Zusammenhang wichtig, nämlich der gegenseitige Respekt im Umgang miteinander. Dazu gehört es, dass die Regeln für ein friedliches Zusammenleben von allen respektiert werden, egal, woher sie kommen oder woran sie glauben. Wenn wir die gemeinsamen Regeln einhalten, ist das Miteinander in der Stadt ohne Probleme möglich. Wer gegen die Regeln verstößt, muss jedoch auch die Konsequenzen dieses Fehlverhaltens tragen.


Verantwortung füreinander
All das und noch mehr – wie eingangs erwähnt, bin ich überzeugt, dass Linz auf dem richtigen Weg ist und wir diesen gemeinsam weitergehen sollen. Wir tragen dabei die Verantwortung für die Stadt und vor allem füreinander. Solange dieses Füreinander im Mittelpunkt unseres Handelns steht, bin ich sicher, dass wir auch jede künftige Herausforderung gut meistern.

 

 

Dietmar Prammer

Ist seit 2021 in der Linzer Stadtregierung u.a. für die Stadtentwicklung zuständig. Nach dem Rücktritt von Klaus Luger wurde er als Bürgermeisterkandidat der Linzer SPÖ vorgeschlagen. Die Wahl findet am 12. Jänner 2025, eine wahrscheinliche Stichwahl am 26. Jänner 2025 statt.

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