Schöne neue Arbeitswelt – Chancen und Herausforderungen

Die Arbeitswelt unterliegt einem beständigen Wandel. Innovationen und neue Technologien beeinflussen nicht nur unseren Alltag, sie  verändern auch unsere Arbeitswelt grundlegend. Diese Entwicklung ist nicht neu, sondern begleitet die Menschheit seit Anbeginn der Geschichte. Die Aufgabe der Sozialdemokratie besteht darin, Veränderungen aufzugreifen, damit verbundene Chancen und Herausforderungen zu  erkennen, Lösungen zu erarbeiten und Verbesserungen zu erkämpfen.

Innovation aus Triebkraft für Veränderung

Im angehenden 19. Jahrhundert kam es beispielsweise durch die Erfindung der Dampfmaschine und des Fließbandes zu einem radikalen Wandel der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Menschen zogen in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Städte, wo sie in den neu aufkommenden Fabriken – unter menschenunwürdigen Bedingungen – Arbeit fanden. Der Übergang von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft führte gleichzeitig zu grundlegenden Änderungen der Lebensbedingungen. Die damaligen Wohnverhältnisse in den Städten waren beengt, die Löhne niedrig, Kinderarbeit eine Selbstverständlichkeit und soziale Absicherung kaum vorhanden. Nach und nach gelang es der erstarkenden Sozialdemokratie, Rechte für die ArbeiterInnen zu erkämpfen und die Lebenssituation zu verbessern (Einführung einer gesetzlichen Krankenversicherung, Bau von Gemeindewohnungen usw.). Die historische Betrachtung macht deutlich, dass es immer schon die Aufgabe der Sozialdemokratie war, die mit Innovationen einhergehenden Veränderungen aufzugreifen, damit verbundene Chancen und Herausforderungen zu  erkennen, Lösungen zu erarbeiten und Verbesserungen zu erkämpfen.

Aktuell zeichnet sich, durch die seit Beginn des 21. Jahrhunderts  zunehmende Digitalisierung, eine neuerliche tiefgreifende Veränderung der Arbeitswelt ab. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ werden die zunehmende Automatisierung von Prozessen und die Vernetzung von Mensch, Maschine und Produkt verstanden. Es kommt zu einer Integration von Hardware, Software und menschlicher Arbeitskraft.

Chancen und Herausforderungen der Industrie 4.0

Wie auch zu Beginn des 19.Jahrhunderts gehen mit den aktuellen Innovationen verschiedenste Chancen und Herausforderungen einher. Durch das Zusammenspiel von Mensch, Maschine und Produkt geht es - um am Markt erfolgreich zu sein - eben nicht mehr nur darum, ein Massenprodukt so günstig wie möglich herzustellen. Neue Technologien wie beispielsweise 3-D Drucker ermöglichen es, stark individualisierte Produkte mit geringen Stückzahlen – zum Beispiel Prototypen - kostengünstig maschinell zu produzieren. In der Vergangenheit war diese Art der Produktion nur manuell möglich und daher vorrangig in Niedriglohnländer ausgelagert. Industrie 4.0 schafft die Voraussetzungen für eine flexible Produktion nahe am Nachfrageort, wodurch der Industriestandort Österreich gestärkt werden kann. Mittlerweile können diese 3-D-Drucker sogar relativ leicht, mit Hilfe von im Internet zu findenden Bauanleitungen, selbst hergestellt werden. Produktionsmittel, wie Maschinen,  deren Anschaffung vormals kostenintensiv war, werden leichter zugänglich. Diese Entwicklung kann – hoffnungsvoll betrachtet – zu einer Vergesellschaftung der Produktionsmittel führen und neue Geschäftsmodelle und Beschäftigungsfelder eröffnen. Die Furcht vor menschenleeren Produktionshallen und Fabriken ist nur teilweise begründet. Fakt ist, die Tätigkeiten und Berufsfelder verändern sich. Der Schlüssel, um am Arbeitsmarkt anschlussfähig zu bleiben, ist Bildung und Ausbildung. Je höher die Qualifikation, desto geringer die Wahrscheinlichkeit für Arbeitslosigkeit.

Dieser Befund ist nicht neu, wird sich aber durch die Industrie 4.0 noch verschärfen. Bedingt durch die technologischen Veränderungen kommt es schrittweise zu einer Veränderung der Arbeitsorganisation. Durch Digitalisierung und Automatisierung erhöht sich die Komplexität innerhalb einer Organisation enorm. Prozesse – innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation – verändern sich schnell und umfassend. Abstimmungs- und Koordinationsaufwand erhöhen sich,  das Arbeiten an spezifischen Fragestellungen – unter Einbindung von SpezialistInnen anderer Organisationen – rückt zusehends in den Vordergrund. Disziplinübergreifende Zusammenarbeit ist der ausschlagegebende Erfolgsfaktor unserer Zeit.

Tabakfabrik Linz – Zusammenarbeiten im 21. Jahrhundert

Kooperation und Erfindergeist entscheiden über den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg. Deswegen wurde in der Tabakfabrik Linz der Versuch gestartet, eine Produktionskette der Zukunft nachzubilden. Neben Bildungseinrichtungen,  produzierenden Unternehmen  und Werbeagenturen soll es zukünftig auch eine offene Werkstätte geben. Durch gezielte Kooperation und interdisziplinäre Projektarbeit entsteht eine neue Form der Zusammenarbeit.  Das Wissen und die Ideen kreativer Köpfe aus verschiedensten Branchen werden gebündelt, brennende Fragen unserer Zeit bearbeitet und gesellschaftlicher Fortschritt gestaltet.

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