Weltklimabericht – Prognosen für Linz und OÖ

Weltklimabericht – Prognosen für Linz und OÖ 

Anfang des Jahres 2022 erschien der sechste Teil des IPCC-Weltklimaberichts. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oder auch Weltklimarat – ist eine Institution der Vereinten Nationen. Fokus dieses wissenschaftlichen Berichts sinddie ökonomischen und sozialen Folgen, Anpassungsmöglichkeiten und Verwundbarkeiten zum menschengemachten Klimawandel. Die momentane Ausgangslage ist, dass wir bestimmte Kipppunkte und Erwärmungsgrade bereits unumgänglich überschritten haben, und wir mit einer durchschnittlichen Erwärmung von mindestens 3 bis 5 Grad Celsius in Europa rechnen müssen. 

Der aktuelle IPCC Bericht erkennt die Interdependenz von Klima, Ökosystemen und Biodiversität sowie Gesellschaften anund bewertet globale Trends, z. B. den Verlust der biologischen Vielfalt, Verbrauch natürlicher Ressourcen, Land- und Ökosystemzerstörung, rasche Urbanisierung, menschlichedemografische Veränderungen, soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten und Pandemien.  

 

Auswirkungen 

Kipppunkte sind Elemente im globalen Klimasystem, die bei einem gewissen Grad an Veränderungen selbst eine Veränderung im System hervorbringen oder unumkehrbar beschleunigen und Kettenreaktionen mit unabsehbaren Folgenverursachen. Ein Beispiel hierfür wäre das Schmelzen von Gletschern oder Eismeeren. Wasser- und Lufttemperatur, die Luftströme, die Meereshöhe, die Wasserdichte, das Leben der Organismen, Flora und Fauna und die nachfolgende Nahrungskette werden auf den Kopf gestellt. Wenn die sibirischen Permafrostböden schmelzen, werden die in und unter den gefrorenen Flächen liegenden Tonnen an Methan, ein Gas mit einer 32-Mal so starken Klimawirkung wie CO2, freigesetzt. Das würde den Klimawandel stark beschleunigen und die durchschnittliche Erwärmung weiter vorantreiben.Auch Süßwasservorkommen sind durch den Klimawandel bedroht. Szenarien von UnterversorgungmitTrinkwasser, sauberer Luft, Nahrungsmittel und Ressourcen sowie damit einhergehende soziale Konflikte stellen jetzt schon die Gegenwart dar. Viele Orte der Welt werden unbewohnbar und globale Ungleichheit wird weiterhin zunehmen.  

Verwundbarkeiten 

Die Klimakrise trifft nicht alle Menschen gleich, denn extreme Wetterphänomene wie Tornados, sintflutartige Überschwemmungen und Rekordtemperaturen sind in vielen, vermehrt ärmeren Orten der Welt seit Jahren schon Alltag.Durch Verschmutzungen und die steigenden Temperaturen ergibt sich ein erhöhtes Risiko für weitere Krankheiten und Pandemien. Soziale Spannungen wie Konflikte um Ressourcen werden sich häufen und Ungleichheiten weiter zunehmen. Nicht alle haben die Ressourcen, um sich vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen und nicht alle haben die Möglichkeit ihren Alltag schnell und wirksam umzustellen. Wer über mehr Kapital verfügt, stößt in der Regel auch mehr CO2 aus. Es sind vor allem reiche Menschen, die weltweit die Klimakrise vorantreiben – durch exzessiven Konsum und Lebensstil und politische Machtausübung für den eigenen Vorteil. Die Leidtragenden sind ärmere Menschen, jene mit Vorerkrankungenund auch besonders Frauen, die im aktuellen System mehrfach belastet und ökonomisch tendenziell über weniger Mittel und Möglichkeiten verfügen. Die Verwundbarkeit variiert zwischen sozialen Gruppen und Klassen und auch je nach geografischen Rahmenbedingungen.  

Anpassung 

Urbane Regionen sind im Schnitt für etwa 67 bis 72 Prozent von Treibhausgasemissionen verantwortlich – hier wird produziert, verteilt und konsumiert. Gleichzeitig stellen zersiedelte ländliche Regionen ohne gute öffentliche Verkehrsanbindung und kurze Versorgungswege Herausforderungen für einen sozial-ökologischen Umstieg dar. Orte an denen Böden versiegelt sind, wenig Grünfläche ist und Luftströme durch Gebäude gebrochen werden heizen sich auf und kühlen nur schwer wieder ab. Gleichzeitig ergeben sich in Städten auch Möglichkeiten zur Reduktion von Treibhausgasen. Eine Nachhaltige Produktion, Energieversorgung und Begrünungen sind unumgänglich. Gleichzeitig muss die Mobilität angepasst werden – eine Stadt der kurzen Wege, mit günstigem, schnellemund planungssicherem öffentlichemVerkehr und gut vernetzten Fuß- und Radwege bringen auch in Punkto Lebensqualität für die BewohnerInnen mehr. Bereits verbaute Flächen sollen optimal genutzt werden und Klimachecks mit ökosozialen Maßstäben sollen vor, während und auch bei bereits bestehenden Gebäuden Evaluierungen bringen und dafür sorgen, dass im Bedarf auch Flächen umgewidmet werden können.  

Klima in Linz und OÖ 

Auch in Linz sind Auswirkungen der Klimakrise zu spüren. Die dichte Verbauung mit wärmespeichernden Materialien wie Beton oder Asphalt führen zu einer Zunahme an Hitzetagen und Tropennächten. Die entstehenden Hitzeinseln schaden der geistigen Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Klimaschutz und Klimawandelanpassungsmaßnahmen sind für eine Stadt wie Linz unumgänglich. Dies hat die Stadt Linz erkannt und Anfang dieses Jahrs die Entwicklung eines ganzheitlichen Klimaneutralitätskonzeptes beschlossen. Die Wirkungsbereiche einer Stadt sind vielfältig und sollen immer in einem klimasozialen Aspekt gedacht werden. Beispielsweise können durch den öffentlichen Verkehr die Emissionen drastisch gesenkt und die Lebensqualität deutlich erhöht werden. Begrünungsmaßnahmen führen direkt zu einer Senkung der Umgebungstemperatur. Als Industriestadt kommt Linz eine weitere wichtige Rolle zu. Hier können zum Beispiel durch Sektorkopplung, wie die weitere Nutzung von Abwärme, Ressourcen eingespart werden. Auch der Umstieg auf moderne Energieträger wie Wasserstoff bieten großes Potential die Industrie nachhaltig zu transformieren und so Netto-Null zu erreichen. Es soll aber nicht außer Acht gelassen werden, dass dahinter eine Energiewende hin zu klimaneutralen Technologien wie Wind- und Solarenergie steht.Klimaschutz ist letztendlich immer Menschenschutz und gewährleistet den Erhalt einer lebenswerten Stadt mit Zukunft. Im Punkto Mobilität, Versorgung, Infrastruktur, Gesundheit und Care müssen sowohl soziale als auch ökologische Faktoren immer gemeinsam bedacht werden. Die Möglichkeit im Industrieland Oberösterreich industrielle Abwärme zu nutzen, Kooperationen für geteilte Fuhrparks der Gemeinden sind nur einige Beispiele, wie regional ein Umstieg gelingen kann.  

 


 

 

Katharina C. Gruber, BSc. 

Studiert Soziologie im Master an der JKU Linz, wo sie auch erste Referentin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit der ÖH ist und sich ebenso bei den Scientistsfor Future OÖ engagiert. Ihre Schwerpunkte sind globale Ungleichheit, Hegemonietheorien und feministische Kapitalismuskritik. Sie ist Landesgeschäftsführerin des BSA OÖ und Vorsitzende der SJ Linz 2022.  

 

Dipl. Ing. Dominik Kreil, BSc 

Studierte Technische Physik an der JKU Linz und schreibt an seiner Doktorarbeit im Bereich der Vielteilchensysteme. Er war Teil des Klimavolksbegehrens und engagiert sich bei den Scientistsfor Future OÖ. Seit März 2022 ist er Projektmanager für Wasserstoff in der Klimastabsstelle des Magistrat Linz.   

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